22.11.2019 - A.G.A Trio
Im Laufe der Geschichte haben die Ortschaften des Südkaukasus und Anatoliens viele Begegnungen und ebenso viele Trennungen bezeugt. Die Völker dieser Region haben in ihrer Heimat manchmal an glücklichen Tagen Hand in Hand miteinander getanzt, manchmal jedoch durch die Folgen von Kriegen und Völkermorden auf der Flucht Klagelieder gesungen. Die Musik dieser Gebiete ist während ihrer zeitlichen Verbreitung auch mit anderen Gesellschaften in Kontakt gekommen und durch verschiedene Wandlungsprozesse die Gegenwart erreicht. Melodien, die zwischen vielen Generationen überliefert worden sind, wurden auf diesem Album von drei aus der Türkei, Armenien und Georgien stammenden Musikern erneut interpretiert.
In seiner Tasche befanden sich seine Kavals und die ihm seit seiner Kindheit geläufigen Melodien, als Deniz Mahir Kartal im Juni 2017 für die Erforschung der “Türkisierten armenischen Musik” nach Jerewan, die Hauptstadt Armeniens, reiste. Während der Recherche haben sie mit dem Duduk-Spieler Arsen Petrosyan an dem in diesem Projekt dargebotenen Liedgut zusammengearbeitet. Jedoch haben sie sich dazu entschieden, ihre Arbeit nicht auf die Erforschung der Lieder zu begrenzen, sondern die Erträge im Rahmen eines Projektes auf die Bühne zu bringen und aufzuzeichnen.
Deniz Mahir Kartal ist in der östlichen Schwarzmeerregion der Türkei aufgewachsen, in der die georgische Kultur nach wie vor sehr lebendig ist, während Arsens Abstammung auf die in Georgien lebenden Armenier zurückgeht. Dementsprechend war ihnen von Anfang der geographisch zu begehende Weg klar gewesen, sodass sich dem Team nun auch den Akkordeonist Mikail Yakut anschloss, der ebenfalls georgische Wurzeln hat.
In diesem Konzert erfahren wir, wie sich der Zusammenklang dieser Instrumente anhand der Melodien mit gemeinsamen Wurzeln zu einer sich gegenseitig ergänzenden Harmonie transformiert. Kaval aus der Türkei, Duduk aus Armenien und Akkordeon aus Georgien gehören zu den meist verbreiteten Instrumenten in diesen Ländern. Zudem sehen wir, dass die Lieder des Repertoires in erster Linie gemäß ihrer Thematik und Historie ausgewählt und Melodien bevorzugt worden sind, die die Musiker jeweils seit ihrer Kindheit kennen. Eine andere Besonderheit des Albums besteht darin, dass die für drei unterschiedliche Kulturen charakteristischen Instrumente dem Rezipienten anhand solistischer Beispiele dargeboten werden.
Deniz Mahir Kartal wurde 1987 in Istanbul geboren. Von 2005 bis 2011 studierte er türkischen Volkstanz an der Technischen Universität Istanbul. Er schloss das Studium mit einem Bachelor ab. Neben dem Tanz gilt seine Leidenschaft vor allem der Musik. Mahir spielt Duduk, Kaval und andere traditionelle Instrumente, sowie Saxophon und Gitarre. Er macht seit seinem fünften Lebensjahr Musik und arbeitet an vielen Projekten, die sich den unterschiedlichsten Musikrichtungen verschrieben haben, von anatolischer Musik über Balkan/Ska/Reggae bis hin zur Elektronik. Er spielt in verschiedenen Bands aus der Türkei, Schweden, Deutschland und Tschechien. Seit 2013 lebt Mahir in Berlin. Er hat viele neue Kontakte in der Berliner Musikszene gewonnen und gibt regelmäßig Konzerte in ganz Europa. Momentan konzentriert er sich vor allem auf sein Soloprojekt ‘KafaNar’, bei dem er mit seinen verschiedenen Instrumenten, Gesang und Loops einen hypnotischen tanzbaren Sound erzeugt.
Mikail Yakut wurde 1987 in Bursa (Türkei) geboren. Von 2002 bis 2012 spielte er mit unterschiedlichen Volksmusikgruppen (u.a. Volksmusik aus Anatolien und aus dem Kaukasus) in Istanbul. Von 2007 bis 2013 studierte er Soziologie an der Boğaziçi Universität Istanbul (2011/12 Erasmus Stipendium an der Freie Universität Berlin). Von 2013 bis 2018 studierte er Musikpädagogik im Hauptfach Akkordeon (klassisch) und im Nebenfach Klavier (jazz) an der BTU Cottbus. Mikail Yakut ist Mitglied von “Thrace is the Place”, “Heval Trio” und “Blacksea – Balkans Line”. Er nimmt auch an unterschiedlichen Projekten in den Bereichen Theatermusik, freie Improvisation und neue Musik teil.
Arsen Petrosyan ist ein junger Duduk-Meister, der vielfach für sein Talent ausgezeichnet wurde. Er lebt in Charentsav, Armenien. Als musikalisches Wunderkind begann er seine Ausbildung mit 6 Jahren und lernte mit seinem Mentor Krikor Khachtryan die Shvi, ein armenisches Blasinstrument. Er graduierte vom Armenischen Staatskonservatorium Komitas in Yerevan, wo er unter dem berühmten Duduk-Meister Gevorg Dabaghyan studierte. Trotz seiner Jugend (er wurde 1994 geboren) ist Arsen Petrosyan ein versierter professioneller Musiker, der schon viele Tourneen absolviert hat. Er trat in den USA, Russland, Kanada, Indien, Spanien, Deutschland, Georgien und natürlich Armenien auf. Momentan spielt er als Solist beim Jnar Armenian Traditional Music Ensemble (Jerewan) und tritt mit seinem eigenen, kürzlich gegründeten Ensemble „Arsen Petrosyan Trio“ auf. Arsen Petrosyan überschreitet die Grenzen traditioneller Musik. Er lädt sein Publikum auf eine Reise ein, die über Armenien hinaus in viele Länder führt. Die Welt liegt ihm zu Füßen. Seine vielfältigen Kollaborationen sind ein eindrücklicher Beweis dafür.
22. November 2019, 20 Uhr, Einlass 19:30 Uhr
Eintritt: 13 €, ermäßigt für Schüler und Studenten: 10 €
Orientalische Musikakademie Mannheim
Jungbuschstr. 18 I 68159 Mannheim - HInterhaus